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ÜBER DIE AUTORIN

 

 

Manuela Tuena, Jahrgang 1973, ist in Zürich aufgewachsen und lebt in Oberbalm, Bern. Die Faszination der Pferde zog sie bereits im Kindesalter in ihren Bann.

 

Seit 1992 geht sie intensiv ihrer Berufung nach – der Körper- und Bewusstseinsarbeit für die Ausbildung von Mensch und Pferd – und lernt bis heute bei namhaften LehrerInnen der Pferdewelt. Der Abschluss zur Eidg. Dipl. Physiotherapeutin  bildete ein weiteres Element für ihre Arbeit. Zudem verschaffte sie sich tiefe Einblicke in die klassische Reitkunst bei Studienreisen in Europa und Amerika. 1998 kam sie in Kontakt mit den chinesischen Kampfkünsten und trainierte bis 2009 im Wutan System von Master Peng in der Schweiz und in Taiwan. Seit 2013 übt sie Qigong Yangsheng nach Prof. Jiao Guorui und schloss 2016 die Grundausbildung in Qigong Yangsheng am Shenjing-Qigong-Institut ab.

 

Viele Antworten auf Fragen in der Reiterei und der Bewegungsschulung fand Manuela Tuena im Qigong und in der Kampfkunst.  Ihren umfangreichen Wissens- und Erfahrungsschatz lässt sie in die behutsame Ausbildung ihrer Reitschüler und deren Pferde einfliessen. In der Schulung von Menschen und Pferden kombiniert sie die verschiedenen Elemente erfolgreich zu einem ganzheitlichen Konzept.

LESEPROBEN:

1. VORWORT

 

Im Sommer 2015 erzählte ich diese Geschichte meinem ehemaligen Kampfkunst Lehrer Master Peng. Er war für ein  Trainingsseminar in der Schweiz aus Taiwan angereist. Ich hatte über viele Jahre von ihm gelernt und bei ihm trainiert und spüre nach wie vor eine achtungsvolle, herzliche Verbindung zu ihm. Etwas, worüber ich immer wieder staune: In wesentlichen Bereichen spricht er genau die gleiche Sprache wie die Pferde – ohne Worte – durch den Körper und die Energie, seine Intuition und enorme Präsenz.

 

Master Peng antwortete auf meine Erzählung von Delgado’s kluger und beharrlicher Strategie:

 

„ah – it’s a little Kung Fu Horse“

 

So hat die Geschichte ihren Namen bekommen und ich die Idee, sie in einem Buch weiterzugeben. Nun freue ich mich sehr, interessierte Menschen daran teilhaben zu lassen.

 

Manuela Tuena, Frühling 2016

2. AUSDRUCK UND EINDRUCK DER MIMIK

 

Die Tage vergingen und Delgado fühlte sich von Woche zu Woche sicherer in seinem neuen Lebensraum. Er hatte entdeckt, dass er die drei Stuten rumschieben kann, wenn er seine Ohren nach hinten anlegte und die Nase rümpfte. Manchmal klappte es bereits mit einem auffordernden Blick. Manchmal musste er seine Aufforderung auch stärker zum Ausdruck bringen und das Gesicht richtig deutlich verziehen, um den Stuten genug Eindruck zu machen. Ich hatte ihn bis dahin selten mit angelegten Ohren und diesen herausfunkelnden Augen gesehen. Es kam mir vor, als ob er sich und seine Wirkung ausprobierte. Delgado hatte gemerkt, dass er durch seine Mimik so einiges in der Herde bewirken kann.

 

Eine Phase des Austestens: „Was und wieviel brauchte es? Wann und wie reagierten die anderen Pferde darauf?“

Einzig bei Diddel klappte das nicht. Dieser liess sich von den Gesichtern, die Delgado zog, nicht beeindrucken. Im Gegenteil: Wenn Diddel zum Heu hin wollte, dann musste Delgado unverzüglich den Weg räumen – ohne dass Diddel gross sein Minenspiel einsetzte. Es genügte, dass Diddel seinen Körper in die gewollte Richtung bewegte. Dann kam eine zielgerichtete Kraft vor ihm hergeschoben, die den Weg freiräumte. Einfach so, aber gewaltig. Diese ruhige, starke Energie schien Delgado ernsthaft zu beeindrucken. Er zweifelte sie keinen Augenblick an. Es gab nichts zu testen oder auszuprobieren. Wenn da schon solche Kraft von ihm ausging, ohne dass dieser nur annähernd das Gesicht verziehen musste, dann wollte Delgado ihn nicht weiter herausfordern.

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